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Homosexuellenfeindlichkeit als Tatmotiv

Was ist schon normal?

Homosexuellenfeindliche Einstellungen beruhen auf der Annahme, es würden nur die zwei Geschlechter „Frau“ und „Mann“ existieren und nur die Heterosexualität zwischen ihnen wäre „natürlich“ und „normal“. Meist werden sie von einem traditionellen Familienbild und dem Wunsch nach einer männlich-dominierten Gesellschaftsordnung begleitet. Diskriminierung von Homosexuellen und strikte Normen hinsichtlich der Geschlechtlichkeit und sexuellen Orientierung von Menschen sind gesellschaftlich weit verbreitet.

Wie kann man nur hassen, dass Menschen sich lieben

Abgewertet und ausgeschlossen werden all jene, die sich dem starren Konzept von „Frau“ und „Mann“ nicht fügen und eine eigene Sexualität leben. Betroffen sind lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle, nicht binäre und queere Menschen. In Deutschland sind sie noch heute nicht rechtlich gleichgestellt mit Menschen, deren Sexualität oder Geschlecht als „normal“ gelten. Auch heute kann lediglich von einer scheinbaren Akzeptanz von Homosexualität in dieser Gesellschaft ausgegangen werden. Homosexuelle müssen sich immer noch „outen“ und ihre Sexualität rechtfertigen. Dadurch wird eine „Abweichung“ von der heterosexuellen Norm erst geschaffen.

Der kämpfende Hetero-Mann als Ideal

Für Neonazis stellt Homosexuellenfeindlichkeit einen wichtigen Pfeiler ihrer Ideologie dar. In der nach ihren Vorstellungen perfekten Gesellschaft, der „Deutschen Volksgemeinschaft“, ist kein Platz für diese Menschen. Ihrer Meinung nach kann nur die „klassische“ Familie, mit ihren eindeutigen geschlechtlich verteilten Rollen für Männer und Frauen, eine „gesunde“ Gemeinschaft garantieren. Diese Vorstellung äußert sich in konkreten gesellschaftlichen Aufgabenstellungen. Der aktive Mann hat eine Familie zu gründen und das „Vaterland“ zu schützen. Die passive Frau hält dem Mann durch Reproduktionsarbeiten – „Heim, Herd und Kinder“ – den Rücken frei.

Insbesondere schwule Männer passen in diese heterosexistische Denkweise nicht hinein. Sie gelten als „lebensunwert“ und sollen aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Die Existenz von inter- und transsexuelle Menschen wird vollkommen verneint.

Homosexuellenfeindlichkeit führt zu Gewalt

Hass auf Homosexuelle dient auch als Rechtfertigungsgrundlage für Gewalt gegen homosexuelle Menschen. Diese Gewalt hat Tradition. Bereits während des Nationalsozialismus wurden homosexuelle Menschen, insbesondere Männer, verfolgt. Viele homosexuelle Frauen und Männer wurden in Nationalsozialismus aufgrund ihrer Sexualität verurteilt und in Konzentrationslagern inhaftiert. Für die meisten endete die Tortur in den Konzentrationslagern mit dem Tod. An diese tödliche Gewalt gegenüber Homosexuellen knüpfen Neonazis noch heute an. Der verschärfte Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der den Geschlechtsverkehr sowie lustvolle Blicke unter Strafe stellte, galt ausschließlich für Männer. Sowohl in der DDR als auch in der BRD wurde der Paragraph 175 mehr als zwei Jahrzehnte nach Kriegsende angewendet. 

„Nicht härtere Strafen schrecken die Täter, sondern die allseitige gesellschaftliche Ächtung von Rassismus und Deutschtümelei.“ – Leipziger Bündnis gegen Rechts (Jungle World Nr. 45 30. Oktober 1997)

Morde mit Homosexuellenfeindlichkeit als Tatmotiv