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Bernd Grigol

Bernd Grigol wird nur 43 Jahre alt. In der Nähe seines Wohnhauses in Wahren wird er von drei Neonazis schwer misshandelt und schließlich erstochen, weil sie seine Homosexualität nicht akzeptieren.

In der Nacht zum 8. Mai wird Bernd Grigol von den Tätern Michael L., Rainer Sch. und David D. homosexuellenfeindlich beschimpft, geschlagen und getreten. Sie werfen unter anderem einen Ziegelstein auf seinen Kopf und fügen ihm mindestens 36 Messerstiche zu. Bernd Grigol stirbt laut Gerichtsmedizin an einem Genickbruch. Den leblosen Körper bringen die Täter mit einem Auto zu einem nahe gelegenen Steinbruch. Dort versenken sie Bernd Grigols Leiche.

Noch am selben Abend greift einer der Täter, mutmaßlich Michael L., in Wahren einen Asylsuchenden an. Dieser kann jedoch entkommen.

Blut und Kleidungsstücke von Bernd Grigol bleiben am Tatort zurück, dennoch benachrichtigen die Anwohner:innen nicht die Polizei. Die Rechtfertigung auf die Nachfrage, warum sie trotz der lauten Hilferufe keine Polizei alarmierten, gibt der Schwulenbeauftragte der Stadt Leipzig gegenüber der Zeitschrift KlaroFix (10/97) wieder: „An den Lärm nächtlicher Auseinandersetzungen und die verzweifelten Hilferufe haben sie sich gewöhnt. Sie schlafen lieber weiter.“

Die Ermittlungen konzentrieren sich zunächst ausschließlich auf ein angebliches „Schwulen-Milieu“. Erst die Dreistigkeit der Täter bringt die Polizei auf ihre Spur. Diese prahlen nicht nur im Freundeskreis mit ihrer Tat. Sie versuchen sogar noch Tage nach dem Mord, die Geldkarte des Opfers zu benutzen.

Während die Homosexualität des Opfers medial ausgebreitet und polizeilich kriminalisiert wird, spielt die homosexuellenfeindliche Tatmotivation der Täter im Prozess keine Rolle. Das Gericht stellt zwar fest, die Angeklagten seien der „rechten Szene“ zuzuordnen. Bernd G. sei jedoch „aus Lust und Laune an körperlicher Mißhandlung“ getötet worden, so die Urteilsbegründung des Leipziger Landgerichts. Nach einem Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe werden der Haupttäter wegen Mordes zu vierzehneinhalb Jahren und seine Komplizen zu zehn und acht Jahren Haft verurteilt.

Bernd Grigol wird nicht offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.

„Der war doch nur ein Jude.“ – Zeugin vor Gericht über die Äußerung eines Täters, 1997

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