„Daß die Täter von vornherein etwas von Ausländerhaß in sich hatten, ist nicht zu verleugnen. Sie kamen hier herein und haben einige nicht sehr freundliche Worte über Ausländer gesagt, waren also ausländerfeindlich eingestellt.” Nafiz Shahin, damaliger Betreiber des FRUPA-Gemüsehandels, Kreuzer Interview 12/96.
Achmed Bachir wird nur 30 Jahre alt. Er wuchs in Syrien auf und lebte erst seit Kurzem in Deutschland. Er kam nach Deutschland, um seine Frau, die drei-jährige Tochter und die kranke Mutter zu unterstützen. Im Oktober 1996 wird er von den Neonazis Daniel Z. und Norman E. südlich des Leipziger Zentrums erstochen.
Am Tattag ziehen der 20-jährige Daniel Z. und der 18-jährige Norman E. stundenlang durch die Straßen von Leipzig und grölen faschistische und rassistische Parolen. In der Straßenbahn prahlen sie vor anderen Fahrgästen von ihrem Plan, einen „Moslem abzustechen“. Am Abend betreten sie ein Gemüsegeschäft auf der Karl-Liebknecht-Straße. Dort beschimpfen sie die Verkäuferinnen rassistisch und sexistisch und drängen sie gegen eine Wand. Als Achmed Bachir seinen Kolleginnen zu Hilfe kommt, greifen ihn die Neonazis an. Ihm gelingt es, die Angreifer vor die Tür zu bewegen. Auf dem Fußweg sticht dann einer der beiden auf Achmed Bachir ein.
Die Täter werden zwar wegen „Mordes aus niedrigen Beweggründen“ vor dem Landgericht Leipzig angeklagt. Es gebe jedoch laut Staatsanwaltschaft „keine Anhaltspunkte für einen fremdenfeindlichen Hintergrund“. Stattdessen handle es sich um eine „spontane Tat“. Daniel Z. wird zu neuneinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt, sein Mittäter Norman E. erhält wegen Beihilfe zum Mord viereinhalb Jahre Gefängnis.
Auch Vertreter der Stadt Leipzig leugnen die rassistische Motivation der Täter. Der damalige Leipziger Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube behauptet: „Ein rechtsextremes Potenzial ist mir hier nie begegnet.“ Und Leipzigs Ausländerbeauftragter Stojan Gugutschkow erklärt: „Es hätte auch irgendeinen Deutschen treffen können.“
Erst 15 Jahre nach der Ermordung von Achmed Bachir bewertete das Sächsische Innenministerium den Mord als rassistisch-motiviert. Seit Februar 2012 ist Achmed Bachir somit offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.